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AutorenbildUdo Reinschke

Udo Fassung: Mit einem Schlag in die Fresse zum Anti-Helden(6.518 Zeichen)

Aktualisiert: 10. Aug. 2024

Seit Weihnachten 2018 trage ich den Vorsatz mit mir herum, über meine Abenteuer zu berichten. Die Idee, meine Erlebnisse und Gedanken mit anderen zu teilen, hat mich seitdem nicht losgelassen. Doch eine lähmende Angst hat mich bisher immer davon abgehalten, den ersten Schritt zu tun – meinen ersten Blog zu schreiben und zu veröffentlichen. Vielleicht kennst du dieses Gefühl: Die Gedanken und Ideen schwirren im Kopf umher, doch der Mut, sie in Worte zu fassen, scheint unerreichbar.


Die Wurzeln meiner Blockade reichen tief in meine Kindheit zurück. Als kreativer Kopf hinter fantasievollen Rollenspielen und Abenteuern spürte ich eine unbändige Leidenschaft für alles, was mit Kreativität und Vorstellungskraft zu tun hatte. Fernsehsendungen wie „Verstehen Sie Spaß?“, „Das laufende Band“ und „Wetten, dass..?“ weckten meine Faszination für Unterhaltung und prägten meine Kindheit. Besonders der Februar, mein Geburtsmonat, war für mich magisch – Fasching, Kostüme und Rollenspiele waren das Highlight, und ich wurde zum gefeierten Entertainer in meinem Freundeskreis. Doch diese glanzvollen Kindheitserinnerungen führten mich auch auf einen Weg, der mit Herausforderungen und Unsicherheiten gepflastert war.


Ein Wendepunkt in meiner Geschichte war die dritte Klasse. Dort wurde mir klar, dass ich beim Lesen und Schreiben hinter den anderen zurückblieb. Trotz des unermüdlichen Einsatzes meiner Lehrerin und meiner Mutter blieben meine Diktate und Aufsätze katastrophal. Die Realität einer Lese-Rechtschreib-Schwäche setzte sich in meinem Bewusstsein fest, und ich fühlte mich zunehmend als Außenseiter – als jemand, dessen kreative Träume zum Scheitern verurteilt schienen.


Ein weiteres einschneidendes Erlebnis brachte mir sowohl Mut als auch Verzweiflung. Mein bester Freund Andreas gab mir in der vierten Klasse bei einem besonderen Ereignis einen gutgemeinten, aber aus heutiger Sicht schlechten Rat. Es war eine Zeit, in der wir endlich auf den Schulhof der älteren Schüler durften. Mein Traum war es, wie die Großen Fußball zu spielen. Doch dieser Traum wurde jäh zerstört, als ein Sechstklässler unseren Ball zerstörte und drohte, uns nie wieder Fußball spielen zu lassen.


Andreas, der im gleichen Haus wie ich wohnte und immer stark und mutig war, riet mir: „Wenn du zögerst, wird er nur deine Angst sehen. Geh in der nächsten Pause zu ihm, sag ‚Hallo‘, als ob du dich entschuldigen willst, und schlag ihm dann überraschend ins Gesicht!“ In der folgenden Pause folgte ich seinem Rat, trat dem Sechstklässler gegenüber, sagte „Hallo“ und schlug ihm ins Gesicht. Das Blut spritzte, und ich hatte das Gefühl, einen Volltreffer gelandet zu haben. Doch anstatt stolz zu sein, überkam mich Panik. Ich rannte weg, versteckte mich und weinte, überwältigt von der Vorstellung, jemandem wehgetan zu haben.


In der nächsten Pause feierten mich meine Freunde für meinen Mut. Wir fühlten uns befreit, und ich wurde als Held gefeiert, obwohl ich mich nicht wie ein Held fühlte. Diese Erfahrung verstärkte meinen inneren Glauben, dass ich ein Versager oder Betrüger sei – ein Anti-Held, der rastlos durch sein Leben rennt und immer das Gefühl hat, einen Schritt vorwärts zu machen, nur um dann zwei zurückzugehen.


Diese Erlebnisse in meiner Kindheit haben eine besondere Eigenheit in mir entwickelt, die sich bis heute durch fast alle meine Handlungen zieht. Wenn ich vor anderen Menschen stehe, überkommt mich eine Euphorie, die wie ein Magnetismus wirkt. Diese Euphorie hilft mir, Aufgaben zu erfüllen, die mir bis zu diesem Moment noch nicht vollständig bewusst sind. Es ist, als würde ich in einen Charakter eintauchen – ähnlich einem Schauspieler, der seine Rolle mit vollem Einsatz lebt. Diese Energie lässt mich ganz in der Aufgabe aufgehen, doch sobald der Moment vorüber ist, fühle ich mich oft wie ein Zuschauer meines eigenen Lebens, als wäre ich nie wirklich Teil der gerade vergangenen Szene gewesen.


Diese Marotte, die sich in mir entwickelt hat, ist sowohl Fluch als auch Segen. Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, diese Euphorie als Werkzeug zu nutzen, um in Situationen, in denen ich Verantwortung spüre, effektiv zu handeln. Doch gleichzeitig hinterlässt sie auch ein Gefühl der Distanz, sobald die Aufgabe erledigt ist – eine Distanz zu mir selbst, als wäre ich nur ein Beobachter meiner eigenen Taten.


Innerhalb meiner Marotte haben sich verschiedene Facetten entwickelt. Die erste Facette, die mir auffällt, ist, dass ich in meiner Rastlosigkeit immer nach dem nächsten Projekt suche. Es ist, als ob jedes erledigte Projekt mir nur kurzzeitig Ruhe verschafft, bevor ich wieder auf der Suche nach der nächsten Herausforderung bin. Diese innere Unruhe treibt mich an, immer weiterzumachen, ständig nach vorne zu blicken und nicht stillzustehen.


Eine weitere Facette sind die Beziehungen, die ich durch meine Projekte aufbaue. Während meiner Arbeit entstehen oft intensive, freundschaftliche Verbindungen zu den Menschen, die ich kennenlerne. Doch sobald das Projekt abgeschlossen ist, fällt es mir schwer, diese Freundschaften weiterhin aufrechtzuerhalten. Es ist keine böse Absicht meinerseits – es ist einfach Teil meiner Natur, dass ich mich, sobald ein Kapitel geschlossen ist, innerlich bereits auf das nächste fokussiere.


Es gibt in meinen Projekten oft Aufgaben, deren Lösung ungewiss ist. Wenn ich jedoch die Möglichkeit sehe, Verantwortung zu übernehmen, dann tue ich das. Es bedeutet nicht, dass ich die Aufgabe alleine lösen kann – es ist oft Teamarbeit. Aber in solchen Momenten bin ich bereit, alles zu geben oder sogar das Unmögliche möglich zu machen.


Ich habe dem Rat eines Helden gefolgt und meine eigene Angst überwunden. Damals, als ich den Ratschlag von Andreas befolgte, erlebte ich die doppelte Realität: Einerseits wurde ich bei meinen Freunden zum Helden, andererseits war ich über mich selbst schockiert, als ich sah, dass aus der Nase des anderen Jungen Blut spritzte. Dieses Ereignis prägte mein Leben nachhaltig, da es in mir die Angst weckte, dass die Welt mich als Betrüger entlarven könnte. Doch trotz dieser Angst habe ich in meinem Leben immer wieder das getan, was ich für notwendig hielt, um eine Aufgabe zu erfüllen – auch wenn es bedeutete, dass ich eine Grenze überschreiten musste.


In Gesprächen und Situationen sehe ich oft Lösungen, die anderen verborgen bleiben. Manchmal entspringen diese Lösungen meiner Fantasie, aus der heraus ich mir vorstellen kann, wie eine Aufgabe vollständig gelöst werden könnte. In Gesprächen oder durch gezielte Fragen erkenne ich oft Möglichkeiten, die anderen nicht möglich erscheinen. Auch in der Teamarbeit bringe ich diese Fähigkeit ein, um Herausforderungen zu meistern und Lösungen zu finden, die für andere undenkbar sind. So funktioniere ich in der Zusammenarbeit mit anderen, immer bestrebt, das Unmögliche möglich zu machen.


Um für mich selbst Ruhe zu finden, zieht es mich in die Fremde, am liebsten in Großstädte wie London und Los Angeles. In der Anonymität dieser Städte finde ich es erfrischend, mich treiben zu lassen und einen Reset-Knopf für mich selbst zu drücken. Im Laufe der Jahre habe ich dort Freunde gefunden, bei denen ich zu Hause sein darf. Diese Erfahrungen sind für mich großartig und haben mir gezeigt, dass ich mich weiterentwickle. Wenn ich keine Projekte habe, ziehe ich mich seit diesem Jahr in unser Paradies zurück – ein Wassergrundstück, wo meine Familie, Freunde und ich unseren Frieden feiern.


Meine Reise, von einem gefühlten Verlierer zum Anti-Helden, ist geprägt von Herausforderungen und persönlicher Entfaltung. Die Erfahrungen meiner Kindheit und die Facetten meiner Marotte haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich lade euch ein, mich auf dieser Reise zu begleiten und gemeinsam den Mut zu finden, unsere eigenen Visionen zu leben. Eure Unterstützung ist wertvoll – lasst uns gemeinsam wachsen und Abenteuer erleben.


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